Arbeiten 2.0
Kommentare 8

AKEP Jahrestagung – Eindrücke einer “Leserin”

Vom 20. bis zum 21. Juni 2012 fand die AKEP-Jahrestagung in Berlin statt. Aber was um alles in der Welt ist überhaupt “AKEP” und was habe ich – die Leserin – dort zu suchen?

AKEP ist der Arbeitskreis elektronisches Publizieren, einer von vielen Arbeitskreisen und Arbeitsgemeinschaften des Börsenverein des deutschen Buchhandels. Traditionell tagt der AKEP immer vor Beginn der Buchtage, die jetzt gerade im Anschluss stattfinden.

Thema der diesjährigen Jahrestagung: “ePiraten – Freibeuter, Wegelagerer, Innovatoren?” – ein Thema, das nicht nur Verlage, Autoren, Urheberrecht-Schützer und Piraten angeht, sondern eben auch Leser bzw. lesende Kunden.

Ich selbst ziehe das gedruckte Buch dem eBook bei Weitem vor und war deshalb umso überraschter, dass man mich bat, aus Kundensicht auf dem Podium zu berichten. Gerne übernahm ich den Part, in der Hoffnung etwas Licht in mein dunkles Leserverhalten zu bringen 😉

Tatsächlich ist es erstaunlich, dass ein solch technikaffiner und mit allem technischen Schnickschnack ausgerüsteter Mensch wie ich, ganz selbstverständlich nach dem Printbuch greift. Woran liegt das, obwohl iPad und Reader (mittlerweile ein Kindle) vorhanden sind?

Das hat sicherlich vielfältige Gründe. Vor rund zwei Jahren legte ich mir meinen ersten Reader – einen Sony – zu. Ich hatte zwar auf verschiedenen Plattformen zu Readern recherchiert, mich jedoch nicht großartig über eBooks, deren Verfügbarkeit und Preise informiert. Kein Wunder also, dass ich aus allen Wolken fiel, als ich feststellte, dass man mir für eine “dämliche” Datei, die ich weder verleihen, verschenken, verscherbeln konnte, genauso viel Geld abnehmen wollte, wie für das gedruckte Pendant. Zudem gestaltete sich auch das Herunterladen der eBooks nicht gerade intuitiv – durchaus zu schaffen aber alles andere als komfortabel. Meine Bereitschaft, eBooks zu nutzen ließ zügig nach, der Sony wurde verkauft, ein Kindle angeschafft, mit dem sich zumindest das Geldausgeben resp. eBooks-Laden sehr viel leichter gestaltete.

Auch an der Preisgestaltung wurde nachgebessert, jedoch spare ich gegenüber dem gedruckten Buch nicht mehr als 15 %, was meist eine Ersparnis von etwa 2 € bedeutet. Legt man jetzt einen Reader-Kaufpreis von 120 € zugrunde, muss ich also etwa 60 eBooks kaufen, bevor sich die Anschaffung überhaupt rechnet. Dieses Rechenmodell funktioniert allerdings nur, wenn auch alle meine Bücher als eBooks vorhanden sind. Nach kurzer Recherche meiner letzten Buchkäufe stellte ich allerdings fest, dass gerade mal 50 % “meiner” Bücher als eBooks erhältlich sind. Demnach muss ich also 120 Bücher anschaffen, um überhaupt auf 60 eBooks zu kommen. Gehen wir jetzt einmal davon aus, dass ich pro Woche ein Buch lese, hat sich die Anschaffung des Readers nach mehr als zwei Jahren amortisiert. Zwei Jahre, in denen es neue, viel bessere eReader gibt, auf die ich vermutlich meine 60 eBooks im mittlerweile total veralteten Dateiformat gar nicht mehr überspielen kann.

Welche Gründe also sollte es für mich geben, weiterhin am eBook festzuhalten? Zu teuer, zu unkomfortabel, von DRM will ich gar nicht erst reden …

Ich habe mich auf meiner Bahnfahrt nach Berlin und zurück mit zwei dicken Thrillern abgeschleppt – ein leichter Reader wäre hier sicherlich von Vorteil gewesen. Aber nur für diesen Komfort das Buch zweimal anschaffen? Und da mir das Buch so gut gefallen hat, möchte ich es gerne weiterverleihen, weshalb eine alleinige eBook-Anschaffung auch nicht in Frage kam. Welche Lösung kann es für mein Problem geben? Sollten Printbücher zukünftig im Bundle mit einem eBook angeboten werden? Können Printbuch-Käufer mit dem Buch einen Code erwerben, der ihnen das eBook zum Vorzugspreis anbietet? Letzteres wird vermutlich wegen der Buchpreisbindung nicht funktionieren …

Aber nur weil mir und so ziemlich allen AKEPlern keine Lösung einfällt, heißt es doch noch lange nicht, dass es keine gibt. Wenn das digitale Zeitalter nicht den Untergang der Buchbranche wie wir sie kennen bedeuten soll, muss sich etwas tun … und das fängt in den Köpfen der Buchmenschen an. Ich will es mal mit den Worten von Gunter Dueck sagen, dem Mann, der den heutigen Weckruf in Berlin gehalten hat: “Nehmen Sie’s hin, hören Sie auf zu Diskutieren und machen Sie sich mit Lust ans Werk. Denn ohne Lust geht nichts!”

In diesem Sinne schaut “Die Leserin” hoffnungsvoll in die Zukunft, wird weiterhin Printbücher kaufen und voller Spannung auf die eBook-Branche schauen.

8 Kommentare

  1. Marc O. Szodruch sagt

    Mir gefaellt: “Wenn das digitale Zeitalter nicht den Untergang der Buchbranche wie wir sie kennen bedeuten soll, (…)” am besten; genauer: der Teil: “wie wir sie kennen”.
    Wir muessen endlich aufhoeren, zwanghaft an allem Alten festzuhalten und endlich erkennen:
    Das digitale Zeitalter bedeutet das Ende der Buchbranche “wie wir sie kennen”.

  2. Wow! Habe gerade deinen Artikel mit Begeisterung gelesen. Ich bevorzuge auch das gedruckte Buch, aus vielerlei Gründen – auch aus den oben aufgeführten. Sehr interessante Aspekte hast du hier angesprochen!

  3. Ich verkaufe von meinen beiden Büchern elektronisch mehr, als ich es je mit einem gedrucktem Buch erreichen könnte. Für mich ist das gedruckte Buch Geschichte. Die Vorteile überwiegen beim elektronischen Buch für mich.

  4. Ich bevorzuge auch das normale Buch. Muss ich mich deshalb als Dinosaurier fühlen? Wohl kaum. Höchstens als Nostalgikerin, denn ein “echtes” Buch spricht mich auf mehreren Ebenen an: Geruch, taktil und all die Erinnerungen an die Kindheit, die ich mit Büchern verbinde. Gut möglich, dass es kommenden Generationen mit den E-Readers so ergehen wird.

  5. Meiner Meinung wäre der E-Book-Code (für kostenlosen, einmaligen Download) im Print-Buch die schönste Lösung. So hat man den vollen Preis für ein Buch bezahlt, der Verlag kann also zufrieden sein und steckt einem nur noch eine „dämliche“ Datei zu, die man auch nur bekommt, wenn man das Buch neu kauft (oder als Gebrauchtkäufer, wenn der Neukäufer den Download noch nicht in Anspruch genommen hat). Notfalls muss man halt mit ein bisschen Lobbyarbeit das Buchpreisbindungsgesetz dahingehend anpassen, dass sowas möglich ist – schadet ja niemandem.

  6. Sara Willwerth sagt

    Ob sich ein Gerät amortisiert ist aber in der Regel keine Frage bei der Anschaffung. Sonst würde ich viele Geräte bis hin zum Kühlschrank nicht besitzen 🙂 E-Reader werden von den Viellesern gekauft, weil es für Urlaub, Bahnfahrten bequemer ist. (Meine Nichte liest gerade ihre Studienbücher im Park!), ich finde allerdings Kindle bedenklich, weil bei der Marktmacht von Amazon (zeichnet sich ja auch immer mal wieder ab) keiner weiß, wann welcher Verlag irgendwann mal ausgelistet wird. Da bin ich eher für “unabhängige” Geräte…
    Wie auch immer: Ich lese auch immer noch the real thing, aber ob das für jüngere Generationen auch gelten wird?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert