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Interview mit der Illustratorin Constanze von Kitzing

Heute erscheint im Sauerländer Verlag das von Constanze von Kitzing illustrierte Bilderbuch Hast du den Troll gesehen. Die Künstlerin aus Köln lernte ich auf der diesjährigen Kinderbuchmesse in Bologna kennen und freute mich sehr,  dass Constanze sich die Zeit für ein kurzes Interview nahm und ich sogar einen Blick in ihr Atelier werfen konnte.

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Constanze von Kitzing beim Signieren

Liebe Constanze, magst du dich kurz vorstellen?

Ich bin 32, habe eine kleine Tochter und bald kommt das nächste Kind. Ich bin verheiratet, lebe in Köln, tanze, singe und spaziere gerne. Ich bin mit fünf jüngeren Geschwistern aufgewachsen und meine Eltern lasen uns jeden Abend eine Geschichte vor. So ist vermutlich meine Liebe zum Bilderbuch entstanden, denn ich erinnere mich genau, dass ich mir schon früh überlegte, irgendwann einmal ein eigenes Bilderbuch zu machen. Folglich war ich ein ziemlicher Stubenhocker, der bei Bibi Blocksberg, Die drei Fragezeichen und TKKG endlose Stunden am Schreibtisch verbrachte und Prinzessinnen und Pferde – mit viel Liebe zum Detail  – malte.

Zehn Jahre besuchte ich zudem die Jugendkunstschule in Heidelberg, ging nach dem Abitur für ein freiwilliges soziales Jahr nach Südafrika und studierte anschließend Visuelle Kommunikation in Weimar, den USA und Hamburg. Nach einem Jahr beim Spiegel Titelbild merkte ich aber bald, dass ich a) gerne selbstständig arbeiten wollte und b), dass meine Zielgruppe eindeutig Kinder sind. Seitdem sind einige schöne Bücher, Schulbücher, Poster und CD-Cover entstanden. Seit 2011 unterrichte ich außerdem an der WAM Medienakademie in Dortmund und seit 2013 an der Fachhochschule Münster.

Wie sieht der normale Arbeitstag einer Illustratorin aus?

So richtig normal gibt es oft nicht, der Alltag passt sich an die jeweiligen Lebensumstände an. Vor meiner ersten Tochter zum Beispiel habe ich eher spät (gegen 11 Uhr) angefangen zu arbeiten, saß dann aber oft – mit wenigen Unterbrechungen – bis 22 Uhr am Schreibtisch. Heute fange ich sofort an, wenn meine Tochter morgens bei der Tagesmutter ist, dafür ist meist Feierabend wenn ich sie abbhole.  Ansonsten beginne ich meinen Arbeitstag oft damit, Emails zu checken und zu bearbeiten, Werbung rauszuschicken, den Online-Kram zu erledigen und erst danach fange ich an zu malen.

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Deine Zeichnungen haben hohen Wiedererkennungswert, war dein Stil schon immer so?

Nein, daran habe ich ziemlich lange gearbeitet, ich habe zum Beispiel drei Semester lang einfach nur frei gearbeitet, um meinen Stil entsprechend zu entwickeln. Die Fachhochschule Hamburg hat dafür den richtigen Rahmen gegeben, man hatte sehr viele Freiheiten und wurde eng und motivierend begleitet.

Gibt es etwas, worauf du beim Illustrieren von Kinderbüchern besonders achtest?

In erster Linie achte ich darauf, dass mir die Bilder selbst gut gefallen. Wenn ich ein Bild fertig mache und nicht müde werde, es mir anzuschauen, habe ich ein gutes Gefühl. Wichtig ist für mich, dass die Perspektive sinnvoll wechselt, also dass man sowohl Nahaufnahmen, als auch Großansichten hat, dass es viele Details gibt, an denen man sich nur sehr langsam satt sieht, dass die Stimmung zum Text passt und ganz besonders liebe ich Farben!! 🙂

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Wimmelbild (Original) von Constanze von Kitzing für das große Sommerrätsel in der aktuellen KinderZEIT

Wie fertigst du deine Illustrationen an, welche Techniken und Hilfsmittel nutzt du?

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Skizze

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Erste Schichten auf Acrylpapier

Das ist etwas umständlich. Ich mache die Skizzen am Rechner, drucke diese nach Korrekturen aus und bedecke die Rückseite der Skizze mit Graphitstift. Die Zeichnung übertrage ich dann auf ein vorbereitetes Acrylpapier. Der Untergrund ist in einer bestimmten Farbe und in einer bestimmten Struktur angelegt (oft ein Ocker- oder Gelbton, je nach Bildstimmung). Hierauf kommt dann die Zeichnung, diese wird anschließend koloriert. Ich versuche auch oft, den Hintergrund stehen zu lassen, da die Struktur sehr schön aussieht. Um die Farbintensität, die mir wichtig ist, zu erreichen, arbeite ich oft in zwei bis drei Schichten, was natürlich einige Zeit in Anspruch nimmt. Das Gute an Acryl ist, dass man wieder und wieder über das Gemalte gehen kann, man kann in reichen Schichten und Strukturen malen und so ganz eigene visuelle Erlebnisse erzeugen.

Welches deiner Werke magst du besonders gern und warum?

Das ist schwer zu sagen, da ich mich ja ständig weiter entwickle. Im Moment mag ich besonders gerne mein neuestes Buch Mais qui va lá, erschienen bei La Joie de lire. Das Buch “Hast du den Troll gesehen” mag ich auch sehr gerne, weil ich den Text von Wolfram Hänel toll finde und die Illustrationen meiner Meinung nach gut damit zusammen wirken. Auch ist die Zusammenarbeit mit der Lektorin Bettina Herre sehr angenehm, das spielt ja auch immer eine entscheidende Rolle.

Gibt es eine Wunschgeschichte, die du unbedingt noch umsetzen möchtest?

Gerade nicht. Ich wollte immer ein Märchenbuch illustrieren, daran sitze ich gerade. Zwei weitere Bücher, bei denen es mir sehr in den Fingern juckt, sind auch in der Planung, von daher bin ich inhaltlich zur Zeit sehr erfüllt und lediglich etwas unter Zeitdruck, die ganzen schönen Projekte auch umzusetzen. Geschichten zusammen mit Autoren zu erarbeiten, finde ich super. An einigen Sachen arbeite ich gerade zusammen mit Cally Stronk, und es ist eine totale Bereicherung!!

Wie erklärst du dir, dass viele deiner Werke ausschließlich im Ausland erschienen sind?

Als erstes ist es natürlich so oder so eine Herausforderung auf den Markt zu kommen. Da mein Stil schon auch etwas künstlerisch und eigen ist, war es in Deutschland anfangs schwer, da der Markt sehr klar strukturiert ist und den Verlagen und Lektoren oft kein großer Spielraum für Experimente bleibt. In Frankreich zum Beispiel ist das anders, da entscheidet der Lektor tatsächlich oft nach eigenem Geschmack und Ermessen, dort ist der Büchermarkt aber auch anders aufgestellt. Es gibt viele lokale von Buchhändlern organisierte “salons du livre”, bei denen Autoren und Illustratoren vor Ort sind und Bücher signieren und tatsächlich fast die ganze Stadt auf den Beinen ist, Bücher liest und kauft. Auch werden sehr viele Buchaktionen und Workshops in den Vorschulen selbst gemacht, die visuelle Vorbildung ist also sehr stark.

Könntest du dir vorstellen, Applikationen für Smartphones oder Tablets zu entwerfen?

Klar, wenn jemand das ganze programmiert! 🙂

Wo können wir dich im Netz finden?

www.constanzevonkitzing.de
constanzevonkitzing.blogspot.de
Facebook-Seite

Herzlichen Dank für das Interview und viel Erfolg mit all deinen Projekten!

2 Kommentare

  1. Vielen Dank für dieses Interview. Nur bei der Frage nach der Technik kam ich nicht ganz hinterher. Ihr Weg erscheint mir umständlich, warum hat sie ihn so gewählt? Wegen bestimmter Effekte? *kopfkratz*

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