Pressemitteilung. Bologna/Stockholm, 25. März 2014
Die Empfängerin des Astrid-Lindgren-Gedächtnispreises für Literatur 2014 heißt Barbro Lindgren.
Die schwedische Schriftstellerin Barbro Lindgren wurde 1937 geboren. Ihre Werke für Kinder aller Altersstufen sind von einer besonderen Schöpferkraft und einem immensen Facettenreichtum durchdrungen. Zu ihrem literarischen Schaffen zählen Bilderbücher, Lyrikbände, Theaterstücke und Jugendbücher. Seit ihrem Debüt im Jahr 1965 veröffent-lichte sie Hunderte von Titeln, die in rund 30 Sprachen übersetzt wurden. Die Begründung der Jury lautet wie folgt:
Barbro Lindgren ist eine literarische Wegbereiterin. Sie hat mit sprachlicher Kühnheit und psychologischem Gespür nicht nur das Bilderbuch für die Allerkleinsten, sondern auch die absurde Prosaerzählung, das existenzielle Kindergedicht und die realistische Darstellung der Jugend modernisiert. Mit perfektem Einfühlungsvermögen gestaltet sie lichte Glücksmomente und lustige Streiche ebenso wie die düsteren Augenblicke sowie Geheimnisse des Lebens und scheut auch nicht vor dem Thema Tod zurück.
Barbro Lindgrens Geschichten sind häufig humorvoll und zeichnen sich immer durch diesen ganz besonderen warmen Ton aus, der das Kind direkt anspricht, ob es sich um lustige Begebenheiten oder ernsthafte Angelegenheiten handelt. Sie verfügt über die besondere Fähigkeit, sich an das Dasein als Kind zu erinnern und dies anderen zu vermitteln. Ihr scheinbar einfacher Schreibstil spiegelt die Stimmungen und Gefühlszustände so wider, dass sich darin unabhängig vom Alter jeder wiedererkennen kann.
Barbro Lindgren hat zunächst eine künstlerische Ausbildung genossen und einige ihrer Bücher selbst illustriert. Darunter ihr Debüt Mattias sommar (Ole, Pelle und Brötchen, 1965) und die absurde Erzählung Loranga, Masarin och Dartanjang (Loranga, Lollipop und lauter Tiger, 1969), in der nichts unmöglich scheint. Mit Sagan om den lilla farbrorn (Die Geschichte vom kleinen Onkel, 1979) begann die jahrelange Zusammenarbeit von Barbro Lindgren mit der Illustratorin Eva Eriksson. Der größte Erfolg beider war die Bilderbuchreihe über den kleinen Max. Darin werden die alltäglichen Abenteuer eines kleinen Kindes geschildert. Die abenteuerlichen Geschichten in Mamman och den vilda bebin (Mutters wildes Hänschen, 1980) waren eher nichtalltäglicher Natur.
Deutlich realistischer hingegen ist ihre autobiographisch gefärbte Tagebuchreihe Jättehemligt (Barbro-streng geheim), Världshemligt (Weltgeheminis) und Bladen brinner (Die Blätter sind auf Feuer, 1971-73). Die Autorin stellt darin die erste Begegnung eines jungen Mädchens mit der Liebe dar und scheut nicht davor zurück, die ganz großen Lebensfragen zu stellen. Der Tod ist allgegenwärtig. Diese Thematik greift sie in der Sparvel-Reihe (1976-79) wieder auf, die das Leben der Autorin ab dem Alter von vier Jahren bis zum Schuleintritt beleuchtet. Zum Nachdenken über den Sinn des Lebens regen auch ihre eigenwilligen Kinderbücher Vems lilla mössa flyger (Wessen kleine Mütze fliegt, 1987), Korken flyger (Der Kork fliegt, 1990) und Vad lever man för (Wofür lebt man, 2006) an, in denen kaputte Spielzeugtiere die sonderbaren Helden sind. Selbst eine Beerdigung entwickelt sich unter diesen Vorzeichen zu einer erstaunlich fröhlichen Angelegenheit und ein toter Spielzeugelefant erwacht darin frisch ausgestopft zu neuem Leben.
Der Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis für Literatur wird im Rahmen einer Zeremonie am 2. Juni 2014 im Stockholmer Konzerthaus verliehen.
Quelle: ALMA Press release