Das Netz (und damit meine ich das Internet mit all seinen sozialen Netzwerken) ist schnell. Gute und schlechte Nachrichten, Aufrufe für Hilfsaktionen aber auch sogenannte Shitstorms verbreiten sich binnen kürzester Zeit, besonders dann wenn sogenannte Influencer (Menschen mit großer digitaler Reichweite) an den Aktionen beteiligt sind.
Dass das soziale Lauffeuer, richtig genutzt, viel Gutes bewirken kann, stelle ich nicht in Abrede. Allerdings fühle ich mich von ihm bisweilen in die Ecke gedrängt, teils bin ich überfordert, manchmal würde ich gerne wegsehen können.
Egal ob Bootsflüchtlinge, Erdbebenopfer, in Not geratene Menschen, von allen Seiten strömen Eindrücke und Hilferufe auf mich ein, die ich für mich erst einmal sortieren muss. Wo wird die Hilfe am dringendsten benötigt? Kann ich vielleicht viel besser in meiner unmittelbaren Umgebung helfen? Wer steckt hinter der Organisation? Kommt meine Unterstützung überhaupt an?
Und selbst, wenn alle Fragen hinlänglich beantwortet sind, obliegt mir die Entscheidung, wo und wie ich helfe, denn auch meine menschlichen wie finanziellen Kapazitäten sind begrenzt.
Dass ich trotz guter Vernetzung nicht jeden Hilfeaufruf und jedes digitale Kopfschütteln teile, liegt nicht an mangelnder Empathie. Ganz im Gegenteil, vieles will ich einfach nicht so nah an mich dran lassen, weil mir gelegentlich die gesunde Distanz fehlt.
Ich helfe dort, wo ich kann und will, mit Worten, Taten und manchmal auch mit Geld, und ganz oft eben auch ein wenig im Verborgenen. Jeder eben so, wie er mag.
Foto: Gerd Altmann via pixabay.de
Wer wegen Nichtbeteiligung oder nicht öffentlichen Handels mangelnde Empathie unterstellt, sollte mal sein Weltbild prüfen. So sehr ich mich über den Erfolg der aktuellen Aktion auch freue, so wichtig ist es mir auch, darüber das Leid anderer nicht zu vergessen. Eine jede/ein jeder muss frei entscheiden, wie und in welcher Form er/sie sich engagiert. Danke dir für deine Worte.