Nach einem ordentlichen Frühstück machen wir uns gegen 9 Uhr gleich wieder auf den Weg. Von unserem Quartier fällt man förmlich auf den Dales Way, der nur wenige Meter unterhalb am Fluss Wharfe verläuft.
Gut beschildert laufen wir bis Grassington am Fluss entlang, zunächst unter zahlreichen Kastanien, später auf der grünen Wiese. Kurz vor Grassington erreichen wir die Linton Falls, die aufgrund des Niedrigwassers eher wenig “fallen”, aber der Blick von der kleinen Fußgängerbrücke zum Örtchen rüber ist schon malerisch (siehe Fotos) und irgendwie weiß ich jetzt auch, wo britische Autoren ihre Ideen herbekommen.
Nach Grassington verlassen wir unseren ständigen Begleiter Wharfe. Es geht bergauf, die Landschaft wird karger, die Beschilderung auch. Trotz Wanderführer und Karte können wir nur schätzen, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Zum Glück gibt es ein wenig Netz, so dass wir uns hin und wieder von Frau Google bestätigen lassen können, immer noch auf dem Dales Way zu sein. Bei Regen und Dunst möchte ich hier nicht nach meinem Weg suchen, wir haben aber erneut Sonnenschein und kräftigen Wind. Erster Einsatz unserer Sonnencreme.
Der Abstieg ins Tal vollzieht sich innerhalb einer halben Meile und geht kräftig in die Knie. Da werde ich morgen Spaß bekommen …
Kettlewell
Bereits um 13:30 Uhr erreichen wir nach 15 km unser heutiges Ziel The Kings Head (70 £ DZ/F) in Kettlewell. Wir haben ein wirklich niedliches Zimmer, das Personal im Pub ist superfreundlich und das Essen, das wir bereits gegen 17 Uhr einnehmen, sehr köstlich. Dank der umfangreichen DVDothek machen wir es uns im Bett gemütlich und schauen “Love actually”. Um halb 10 geht das Licht aus, denn morgen steht unsere längste Etappe auf dem Programm.
Heute liegt ein langer Weg vor uns, es geht von Kettlewell nach Ribblehead (was leider etwas abseits vom Dales Way liegt), irgendwas zwischen 24 und 27 km. Deshalb frühstücken wir auch erst einmal ausgiebig und lassen uns das English Breakfast schmecken, und das ist wirklich, wirklich gut, zumindest im Kings Head.
Auch heute geht es zunächst am Fluss Wharfe entlang, die Sonne scheint, wir treffen unsere Freunde die Schafe, alles sehr hübsch hier. Zwischendurch machen wir eine kleine Pause und kühlen unsere Füße im Fluss. Dabei entdecke ich eine erste Blase, die ich flott verarzte. Weiter geht es. Hinter den Häusern Beckermonds beginnt der Aufstieg, der uns von unseren jetzigen 200 Metern in den nächsten Stunden auf über 500 Meter bringt. Kurz geht es über eine Straße bis wir dann irgendwann das Nirgendwo betreten, selbst unsere ständigen Begleiter, die Schafe, machen sich rar in dieser baumlosen, von Gräsern durchzogenen Gegend.
Vier Stunden Wanderung liegen bereits hinter uns, es folgen zweieinhalb weitere durch die namenlose “Steppe”, bevor wir oben vom Berg unser Ziel ausmachen können, nichtsahnend, dass unser Abstieg zu unserem heutigen Quartier noch fast zwei weitere Stunden dauern sollte. Was für ein Gewaltmarsch!
Ribblehead
Und leider entschädigt unser heutiges Pub für nichts. Das The Station Inn (80 £ DZ/F) ist unfreundlich, die Betten furchtbar, das Essen auch, es gibt kein Netz und kein Wifi. Lediglich das Cider schmeckt, aber da kann man ja auch nicht viel falsch machen.
Eigentlich müsste ich einen Tag Pause einlegen, aber hier im Nirgendwo im unfreundlichen Quartier habe ich keine Lust drauf, da sehen wir lieber, dass wir morgen früh loskommen.