Wahre Helden sind stille Helden, die sich kaum von dir und mir unterscheiden. Sie sind weder waghalsig noch furchtlos und leben häufig ein normales, unaufgeregtes Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. So wie Reinhold Duschka, der im richtigen Moment unglaublichen Mut und große Menschlichkeit bewies. Erich Hackl hat seine Heldengeschichte aufgeschrieben.
Am Seil ist ein dünnes, nur knapp 120 Seiten zählendes Buch, von dem ich mich erst losreißen konnte als ich es zu Ende gelesen hatte. Es dauerte ein paar Seiten bis ich mich an den nüchternen Schreibstil gewöhnt hatte, stellte aber schnell fest, dass es für diese Geschichte, die in Form einer Chronik verfasst ist, keine passender Erzählweise geben kann.
Basierend auf den Kindheitserinnerungen Lucia Heilmans und weiterführenden Recherchen berichtet Hackl über den in in Wien lebenden Kunsthandwerker Reinhold Duschka, der Lucia und ihre Mutter vier Jahre lang in seiner Werkstatt vor den Nazis versteckte. Dabei beginnt er seine Erzählung Mitte der 20er Jahre als Duschka und Lucias Vater sich beim Bergsteigen kennenlernen und endet mit Erinnerungen des Enkels Gerald Janous, der wie viele andere spät und eher durch Zufall erfuhr, dass sein Großvater ein Held gewesen war.
Und ich glaube genau das ist es, was dieses Buch für mich so besonders macht. Es erzählt eben in der Hauptsache nicht von den Tätern und Opfern, sondern von einem Menschen, der in unbarmherzigen Zeiten einfach Mensch geblieben ist und so gehandelt hat. Etwas, was damals zu wenige taten und eine Eigenschaft, die ich heute leider zu oft vermisse.
So braucht es auch weiterhin Menschen wie Erich Hackl, die solche Erinnerungen niederschreiben. Seine schlichte Sprache verleiht dieser wahren Begebenheit eine Eindringlichkeit, der man sich nicht entziehen kann und angesichts aktueller politischer Entwicklungen auch nicht sollte.
Am Seil – Eine Heldengeschichte von Erich Hackl, Diogenes Verlag 2018 – 128 Seiten, 20 €
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