Alle Artikel mit dem Schlagwort: Kurz notiert

Anstiftung zum gärtnerischen Ungehorsam

Anstiftung zum gärtnerischen Ungehorsam

Über Bücher, die sich unversehens in mein Leben schleichen und dann auch noch bleibenden Eindruck hinterlassen, freue ich mich immer ganz besonders. Eine befreundete Autorin musste bei diesem Buch direkt an mich denken (ich frage mich natürlich bei welchem Wort im Titel?!) und schlug es mir innig als nächste Lektüre vor. Danke, Gina, für die Hartnäckigkeit, die sich für uns beide gelohnt hat! Ideen säen für eine bessere Welt Der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare) hat bei mir Einzug gehalten. „Schuld“ daran hat auch die Autorin Christiane Habermalz, deren Buch „Anstiftung zum gärtnerischen Ungehorsam“ genau das tut, was der Titel verspricht: Ideen säen, um unsere unmittelbare Umgebung wie Balkon, Baumscheibe, Park oder eigenen Garten ein wenig ökologischer zu machen. Die Autorin berichtet humorvoll, lehrreich, augenöffnend über heimische Wildpflanzen, Generalisten und Spezialisten unter den Insekten, über Biodiversität und Artensterben. Als Journalistin hat sie gut recherchiert und mit vielen Fachleuten gesprochen, deren Forschungsergebnisse erschreckend sind. Auch mir ist klar, dass sich für große Fortschritte die Politik ändern muss und nicht nur mein Vorgarten. Aber ich merke ein ums …

Im Grunde gut

Die Frage, ob der Mensch im Grunde gut oder eben doch schlecht sei, hat sich vermutlich jeder von uns schon einmal gestellt. Ich bin seit jeher der Überzeugung, dass der Mensch ein Guter ist, doch häufig rütteln Forschungsergebnisse, Nachrichten und nicht zuletzt aktuelle Entwicklungen an meinem positiven Menschenbild. Bröckelt in extremen Krisen oder Momenten großer Wut tatsächlich die moralische Fassade wie der Philosoph Thomas Hobbes (1588 – 1679), bekannt für seinen Ausspruch  „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.“, behauptet? Im Grunde gut Wer wie ich an das Gute im Menschen glaubt, wird gerne belächelt und als naiv abgetan. Außerdem muss man sich ja nur umschauen, um zu sehen, dass ich eigentlich nur im Unrecht sein kann. Aber was, wenn das eben nur die gefühlte Wahrheit ist? Was wenn sich wissenschaftliche Belege für den guten Menschen finden lassen? Der Historiker Rutger Bregman hat sich nicht nur sprichwörtlich auf den Weg gemacht, anhand von Erkenntnissen aus Psychologie, Ökonomie, Biologie, Geschichte und Archäologie nachzuweisen, dass unser Vorstellung vom Menschen auf falschen Schlussfolgerungen beruht. So führten ihn beispielsweise …

Marianengraben

Der Marianengraben. Die tiefste Stelle des Weltmeeres. Elftausend Meter tief. Dort unten vollkommene Dunkelheit. Diese Dunkelheit begleitet die Biologin Paula nun schon zwei Jahre lang. Nach dem Tod ihres 10-jährigen Bruders Tim ist der Marianengraben zum Inbegriff ihrer Trauer geworden, die Zahl 11000 steht für die Tiefe ihrer Depression und ist zugleich Überschrift des ersten Kapitels. Was nun folgt ist alles andere als eine schwermütige Geschichte. Ganz im Gegenteil, Jasmin Schreiber gelingt ein schriftstellerisch brillanter Spagat zwischen zutiefst gefühlter Trauer und herrlicher Situationskomik, die weder albern noch deplatziert wirkt. Nach 25 gelesenen Seiten beschert mir das skurrile Zusammentreffen von Paula, dem schrulligen Helmut und einer Urne auf dem nächtlichen Friedhof die ersten Lachtränen und setzt zugleich den Startpunkt für eine ganz besonderen Reise, auf der das ungewöhnliche Duo Asche verstreut und Trauer bewältigt. Ich lese mich durch weitere lustige und tieftraurige Momente, erlebe wie Paula Seite für Seite aus dem Marianengraben auftaucht und die Zahlen der Kapitel-Überschriften immer kleiner werden. Lediglich einen Satz im Buch habe ich mir markiert, obwohl sicherlich vieles markierenswert gewesen wäre. …

Vom Ende eines langen Sommers

Vom Ende eines langen Sommers

Es ist Mitte Oktober, ich sitze bei 25 Grad auf der Terrasse in der Sonne und lese Vom Ende eines langen Sommers. Selten hat der Titel eines Buches so perfekt ins Bild gepasst, beschleicht einen doch das Gefühl, dass der diesjährige Sommer so gar nicht enden mag. Hier enden aber auch schon die Parallelen der Geschichte zu unserem derzeitigen Spätsommer. Drei Zeitebenen verwebt die Autorin Beate Teresa Hanika geschickt, eine davon umfasst den Titel gebenden langen Sommer 1944, den die erste Hauptdarstellerin Franka in Tagebucheinträgen festhält. Aufgrund einer Erkrankung lebte die damals 17-Jährige in der Toskana. Die Gegenwart hat die Autorin in das Jahr 2004 gelegt. Zu dieser Zeit erhält die zweite Ich-Erzählerin Marielle die Tagebücher ihrer im letzten Jahr verstorbenen Mutter. Und genau jener Sommer, den die beiden gemeinsam in der Toskana verbrachten, bildet die dritte Zeitebene. Dem Sog der verschiedenen Handlungsstränge, die die Mutter-Tochter-Geschichte Stück für Stück zusammensetzen, kann man sich kaum entziehen. Neugierig begleitet man Marielle auf dem Weg in die Vergangenheit, in der sie viel über die unnahbare, stolze und kühle …