Alle Artikel mit dem Schlagwort: Menschlichkeit

Stolpersteine in Solingen

Auf den Spuren der Reichspogromnacht

Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist. – Aus dem Talmud Gestern nahm ich an einer Gedenkveranstaltung für die Solinger Opfer der Reichspogromnacht teil. Diese besondere Form des Gedenken – ein Stadtrundgang zu den Tatorten des 9. November 1938 –  hat mich zutiefst bewegt. Denn Daniela Tobias vom Unterstützerkreis Stolpersteine in Solingen schilderte die grausamen Ereignisse anhand von historischen Fotos und Zeugenaussagen genau dort, wo sie vor 80 Jahren stattfanden. So entstand für mich das Gefühl, zeitversetzt auf den dunkelsten Spuren meiner Heimatstadt Solingen zu wandeln. Diese zwei Fotos markieren Beginn und Ende des abendlichen Stadtrundgangs. Das linke Foto entstand auf dem jüdischen Friedhof, auf dem Max Leven beerdigt ist. Der ehemalige Kulturredakteur der unter den Nazis verbotenen „Bergischen Arbeiterstimme“ wurde in der Nacht auf den 10. November in seiner Wohnung vor den Augen seiner Familie erschossen. Das zweite Foto zeigt die Gedenktafel am Hochbunker an der Malteserstraße, wo bis zur Reichspogromnacht die Solinger Synagoge stand. Sie brannte bis auf die Grundmauern nieder und wurde anschließend abgerissen. Der jüdischen Gemeinde „kaufte“ …

Nehmt euch Zeit! – “Denn Zeit ist Leben.”

Wo ist nur die Zeit geblieben? Diese Frage stellt ihr euch sicherlich auch des Öfteren. Die Zeit rast, ein Tag verfliegt, mit ihm Wochen und Monate. Für nichts hat man mehr Zeit, nicht für sich selbst und schon gar nicht für andere, die können sich mal bitte ganz hinten anstellen. Und wehe, es wird einem auch noch Zeit geraubt. Da werden rote Ampeln und verspätete Züge zur Geduldsprobe. Was hätte man alles in dieser Zeit machen können! – Wirklich? Nehmt euch Zeit! – “Denn Zeit ist Leben.” Wir haben reichlich Zeit, wir nehmen sie uns nur nicht. Im Grunde hätte ich noch nicht einmal Zeit, diesen Beitrag hier zu schreiben. Viel dringendere Sachen stehen auf meiner To-Do-Liste. Aber halt, wer entscheidet über meine Zeit, wenn nicht ich selbst? “Aber über meine Arbeitszeit bestimmt eben der Arbeitgeber!” höre ich euch jetzt schon argumentieren. Stimmt, aber was ihr aus eurer Arbeitszeit macht und wie ihr diese Zeit letztendlich empfindet, liegt schon ein großes Stück weit in euren Händen. Und das gilt auch für Zeit, die ihr als …

Ein wenig mehr Menschlichkeit stünde uns gut zu Gesicht!

Während ich hier gerade mit einer frischen Tasse Kaffee, nach einem guten Frühstück gestärkt in meinem Büro sitze, verlassen über 30.000 Menschen aus Angst vor Verfolgung, Krieg und Tod ihre Heimat, 50 % von ihnen sind Kinder. Dies ist die höchste Flüchtlingszahl seit dem 2. Weltkrieg. Angesichts solcher Zahlen und Bilder schäme ich mich zutiefst über den Protest rechtsextremer Organisationen oder Parteien wie “Pro NRW” gegen die Aufnahme von Flüchtlingen. Am meisten jedoch bestürzen mich Sätze, die mit “Ich hab ja eigentlich nichts gegen Flüchtlinge…” anfangen und von  selbsternannten Gutbürgern stammen. Die ersten 50 von 140 Flüchtlingen, die vornehmlich aus Nord- und Ostafrika sowie den Krisengebieten des Nahen Ostens stammen, werden heute in Solingen erwartet. Es sind durchweg Familien, die in der Gräfrather Jugendherberge vorübergehend unterkommen. Neben ihnen werden etwa weitere 800 Flüchtlinge zur Zeit von der Stadt betreut. Diese Menschen mussten ihre Heimat, ihre Familien, ihr Hab und Gut verlassen, vermutlich haben sie Schreckliches gesehen und durchgemacht. Nun landen sie in einer fremden Welt, mit einer fremden Sprache und anderen Verhaltensweisen. Ist es nicht …