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Kein Grad weiter!

In den vergangenen Tagen hat der Herbst bei uns Einzug gehalten. Die Temperaturen sind deutlich gesunken und selbst der Regen ist dieses Mal nicht rechts und links an Solingen vorbeigezogen. Rund 47 Liter/qm sind in den letzten drei Tagen (25. – 27.9.20) laut unserer Wetterstation gefallen, so viel, dass bereits erste Stimmen laut werden, die nach Sonnenschein rufen. Doch ein Blick auf den eigenen Regenmesser und den vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung herausgegebenen Dürremonitor verrät uns, dass es viele Wochen durchregnen müsste, um den Boden auch in einer Tiefe von 1,80 Meter zu durchchfeuchten. Und selbst ohne wissenschaftliche Daten muss man beim sonntäglichen Waldspaziergang schon mehr als alle Augen zudrücken, um die Zeichen der Klimaveränderungkrise zu übersehen.

Nach den beiden sehr heißen und trockenen Jahren 2018 / 2019 gibt es zu Beginn des Jahres 2020 schon wieder sehr wenig Niederschlag. Steht uns ein weiteres Dürrejahr bevor? Der Dürremonitor am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig (UFZ) misst die Feuchte im Boden und weiß damit genau über dessen Zustand Bescheid. Wie das funktioniert und was wir mit diesem Wissen anfangen können, erklärt der Klimaexperte Andreas Marx im Gespräch mit dem Wissenschaftsjournalisten Klaus Russell-Wells.

Schlechte Aussichten für Solingen

Große Teile Nordrhein-Westfalens inklusive Solingen sind tiefrot eingefärbt, was auf eine außergewöhnliche Dürre hinweist. Auch deshalb versuche ich auf kommunaler Ebene – was den Klimaschutz anbelangt – auf dem Laufenden zu bleiben. Wenn möglich nehme ich an öffentlichen Sitzungen des ASUKM (Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt, Klimaschutz und Mobilität) bzw. seiner beratenden Beiräte teil.

Auf der Sitzung des Beirats Untere Naturschutzbehörde, der Mitte September tagte, wurde mir klar, wie schlecht es um den Solinger Wald steht, als Herr Schlösser von der Wald- und Landschaftspflege berichtete, dass in der Ohligser Heide lediglich 50 % der Bäume aus der Frühjahrspflanzung in diesem Jahr überlebt hätten und der Boden so trocken sei, dass die Herbstpflanzung für dieses Jahr gleich ganz abgesagt wurde.

Rund 15 000 Buchen und Eichen wurden im Frühjahr in der Ohligser Heide, der Krüdersheide und Verlach aufgeforstet. Aktuell sei das, so Sabine Rische von der Pressestelle der Stadt Solingen, eine Fläche von rund 100 000 Quadratmetern. Und weiter: „Bevor die jungen Bäume gesetzt werden konnten, wurden die Flächen vorbereitet, Wurzelstubben abgefräst und der Boden gemulcht. Die Arbeiten wurden überwiegend vom städtischen Forstpersonal und von zwei örtlichen Forstunternehmen durchgeführt.“ Bis Herbst 2020 sollen noch 10 000 weitere Bäume in Balkhausen und an den Gräfrather Wupperhängen gesetzt werden.
Quelle: Solinger Tageblatt vom 12.07.20

Auch der Füllstand der Sengbachtalsperre, die für einen Großteil des Solinger Trinkwassers zuständig ist, sinkt bedenklich. Bereits Mitte August lag dieser bei knapp über 60 %, Tendenz fallend. Hier wirkt sich das Baumsterben ebenfalls negativ aus.

Was nun?

In der kommenden Legislaturperiode werden sich alle demokratischen Parteien für den Klimaschutz einsetzen müssen, um den globalen Temperaturanstieg zu stoppen. Ein Ziel, das den meisten Mitgliedern des neuen Stadtrats durchaus bewusst ist, was der Klimacheck, den die Fridays for Future Solingen und die Parents for Future Solingen vor der Kommunalwahl durchführten, beweist. Wir, die Bürger*innen Solingens, sollten den Rat deshalb auch immer wieder auf die Bedrohung durch die Folgen der Klimakrise hinweisen und ihn an seine Verantwortung für uns und kommende Generationen erinnern.

Und was werde ich tun? – Ich werde – auch dank E-Bike – mein Fahrradeinzugsgebiet erweitern, nachdenken, bevor ich mich ins Auto setze. Ich werde weitere Dachflächen anzapfen, um Regenwasser für den Garten zu sammeln. Als Parent4Future werdet ihr mich auch weiterhin auf jeder Klimademo antreffen. Und ich werde mich nach fünf Jahren wieder auf den Klingenpfad begeben, um meine Heimatstadt bis Ende Oktober erneut zu umrunden. Dabei werde ich mich rechts und links des Weges gut umschauen, den Schaden in unserem Wald inspizieren, darüber hier und in den Sozialen Medien berichten und vielleicht kann ich ja noch den einen oder die andere animieren, mich zu begleiten. Bei Interesse schreibt mir einfach eine Mail, ich werde dann ein paar Tage vorher durchgeben, welche Etappe an welchem Tag geplant ist. Und wer weiß, vielleicht kann ich ja sogar jemanden von der Unteren Naturschutzbehörde gewinnen, mir bei einer Wanderung mehr über den Solinger Wald zu berichten.
 

2 Kommentare

  1. Kerstin Römling sagt

    Liebe Stefanie, vielen Dank für Deinen Blog und den Bericht vom Helmholtz- Zentrum.
    Es ist auch mal gut zu erfahren, wie es so um Bäume und Trinkwasserversorgung in Solingen steht. Schade, dass diese Informationen nicht regelmäßig an ein großes Publikum wie etwa zu den Hauptsendezeiten der Nachrichten/Lokalnachrichten gesendet werden. Andererseits stimmt es schon, dass diese extreme Trockenheit, das Baumsterben auch schon so so augenscheinlich sichtbar ist, dass es jeder/jedem auffallen muss. Ich wundere mich immer wieder, dass nicht alle zu den Klimademos kommen. Wo bleiben die Eltern der Babys, Kleinkinder? Machen die sich keine Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder? Wie läßt sich die große Masse erreichen? Und die Idee mit einem gemeinsamen Waldspaziergang finde ich gut, kommt nur darauf an wann er stattfindet. LG Kerstin

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